Vergleich

 

Zu welchen Feststellungen kommt man, wenn man die Aussagen der Schüler und Lehrer an Schulen, die bereits Erfahrungen mit "Lernen ohne Lehrer" gemacht haben, mit solchen vergleicht, die noch nicht über solche Erfahrungen verfügen?

 

Stellt man die Einschätzungen aller vier Personengruppen (B4 = noch keine diesbezüglichen Erfahrungen / BOS = mit Erfahrungen) gegenüber, so zeigt sich folgendes Bild:


Erstaunlicherweise können sich Schüler und Lehrer ein "eigenverantwortliches Lernen" der Schüler um so weniger als "normale" Unterrichtsform vorstellen je mehr dies an der Schule praktiziert wird. Offenbar erleben Schüler und Lehrer in der Realität eher die tatsächlichen Probleme und Grenzen von "Lernen ohne Lehrer" als die Vorteile dieser Lernform. 

  

Absolut einheitlich ist die Meinung aller Befragten, dass "Lernen ohne Lehrer" zu schlechteren Lernergebnissen führt. Die Vermutung scheint sich in der Realität zu bestätigen.

  

Zwar sind an der BOS als "Referenzschule für Medienbildung" mehr Schüler und Lehrer für eine völlige Freigabe privater Endgeräte, doch auch dort ist die Mehrheit der Befragten dagegen und plädiert für eine nur begrenzte Zulassung.

  

Nur ein kleiner Teil der Befragten würde an der Schule das "eigenverantwortliche Lernen" als normale Unterrichtsform einführen, der weitaus größere Teil lehnt dies klar ab. An der "Referenzschule für Medienbildung" ist die Ablehnung der Schüler mit 60% der Befragten sogar ganz massiv.

  


 

Drittes Fazit

 

Erfahrungen mit "Lernen ohne Lehrer" führen offenbar nicht zu höherer Akzeptanz. Ganz im Gegenteil! Die Schüler der "Referenzsschule für Medienbildung" lehnen in unserer Befragung die Verstärkung eigenverantwortlichen Lernens der Schüler klar und deutlich ab. Die ablehnende Haltung ist noch weit massiver als an einer "normalen" kaufmännischen Berufsschule.

 

Woran dies liegt, kann noch nicht beantwortet werden. Vielleicht liegt es daran, dass die Schüler an der BOS noch klarer auf ein schnelles Lernergebnis fokussiert sind als die Azubis in einer zweijährigen Berufsausbildung. Auf jeden Fall bedarf dieses Phänomen einer weiteren Untersuchung.

 

Und auch wenn einem das Ergebnis nicht gefällt, ist es angezeigt, es ernst zu nehmen und sich damit auseinanderzusetzen. Nur wenn es gelingt, Lernformen zu entwickeln, die den traditionell lehrerzentrierten Unterricht sinnvoll ersetzen und ergänzen, wird ein "Lernen ohne Lehrer" bei den Betroffenen eine höhere Akzeptanz finden.

 

Etwas positiver ist die Haltung der Befragten gegenüber der Verwendung privater Endgeräte im Unterricht. Aber auch hier überwiegt die Skepsis gegen einer unbeschränkten Zulassung.

 

Recherchieren im Netz ist eben, anders als eine weit verbreitete Meinung in der Öffentlichkeit, kein pädagogisches Allheilmittel - zumal nicht mit Handy und Tablet, ohne Einbindung in schulische Speicherorte, Visualisierungsmöglichkeiten, Druckmöglichkeiten usw. und mit den unterschiedlichsten Betriebssystem und Softwarevarianten.

 

Auch hier geht es darum, sinnvolle Einsatzmöglichkeiten für den Unterricht zu  finden und zu erproben, will man die schulischen Adressaten für ein "bring your own device" gewinnen und einen tatsächlichen pädagogischen "Mehrwert" erzielen.

 

Träume von Verwaltungsbeamten auf Kostenreduktionen durch eigene Endgeräte der Schüler im Unterricht wurden übrigens schon in den bisherigen Modellprojekten in Deutschland und den Niederlanden klar widerlegt. Wegen einem vermeintlichen Kostenvorteil sollten kein Kämmerer und kein Schulreferent die private Mediennutzung favorisieren. Die Hoffnung wird sich als Illusion erweisen. 

 

 ---> Befragungsergebnis B4

 ---> Befragungsergebnis BOS

---> Unser Fazit 

 

Projektgruppe "Lernen ohne Lehrer"