Was meinen Schüler und Lehrer, die bereits Erfahrungen mit "Lernen ohne Lehrer" gemacht haben? (Auswertung der offenen Fragen)

 

Die Meinung der Schüler

 

Die offenen Antworten aus der Schülerumfrage ergeben ein differenziertes Bild:

 

Auf die Frage, welche Probleme bei „Lernen ohne Lehrer“ auftreten können, liest man vor allem zwei Worte immer wieder: „Keine Hilfe.“ An diesen Worten kann man schon sehr deutlich die Hauptangst der Schüler erkennen. Sie befürchten mit dem Lehrstoff alleine gelassen zu werden und haben Angst davor dass individuelle Fragen nicht beantwortet werden können.

 

Des weiteren kritisieren die Schüler auch sehr häufig dass ein eigenständiger Unterricht in dem jeder für sich selbst lernt, zur sozialen Inkompetenz führen kann. Vor allem in Zeiten von Smartphones, Facebook und ähnlichem ist die Schule für einige noch einer der wenigen Orte in dem Wert auf zwischenmenschlichen Kontakt gelegt wird.  Ein Schüler formuliert es folgendermaßen: „Es kommt zu immer weniger Kommunikation und die sprachliche Begabung geht verloren.“

 

Wenn man die Schüler zu den Vorteilen  von „Lernen ohne Lehrer“ fragt, gehen die Meinungen weit auseinander. Neben den vielen Antworten die keine Vorteile in einer freien Unterrichtsform sehen,  loben die anderen Schüler vor allem das Erlernen der Eigenständigkeit. Die meisten äußern Ihr Lob allerdings nicht ohne Bedenken. Einige Schüler finden auch die Idee am selbstständigen Einteilen der Arbeitszeit sehr positiv.

 

Sehr einheitlich sind jedoch die Antworten zum Thema uneingeschränkte Nutzung von Medien im Unterricht. „Vor allem in Fächern wie Deutsch und Englisch würden Sie den Schulalltag unglaublich vereinfachen!“ so ein Schüler. Diese Aussage bestätigen die anderen Statements der Schüler deutlich. Auch sehr gut finden die sie dass sie Begriffe und Sachverhalte während des Unterrichts selber recherchieren können, ohne den Unterricht zu unterbrechen. Allerdings äußern die Schüler sehr große Bedenken zum Thema Aufmerksamkeit im Unterricht in Verbindung  mit digitalen Medien. Sie denken dass ein Großteil der Schüler sich leicht ablenken lasse und diese sich auch unterrichtsfremd  beschäftigen.

 

Zusammenfassend kann man sagen dass die Schüler einen eigenständigeren Unterricht mit mehr freien Einsatz von Medien für durchaus positiv halten. Allerdings befürchten Sie vor allem dass Sie alleine gelassen werden und dem Leistungsdruck somit durch fehlende Eigenmotivation nicht Standhalten.

 

Die Meinung der Lehrer

 

Als hauptsächliches Problem sehen die Lehrer, dass eine persönliche Betreuung fehlt und somit individuelles Feedback. Insbesondere sehen sie die Problematik bei schlechteren Schülern, für die es schwer ist, sich zu organisieren oder sich selbst etwas mit Hilfe eines Mediums beizubringen.

Sie könnten es sich aber gut als Nachbesprechung im Präsenzunterricht vorstellen. 

 

Es werden vor allem menschliche Aspekte bei der Methode „Lernen ohne Lehrer“ vermisst. Ein Lehrer formuliert es wie folgt:  „Herzensbildung, Werte und soziale Kompetenzen kann ein Computer nicht vermitteln.“

 

Außerdem müssten alle Schüler das gleiche Medium besitzen, wie beispielsweise das iPad, da es verschiedene Betriebssysteme gibt (iOS / Android).

 

Sie sehen auch eine Gefahr des Mobbings, da sich mit Sicherheit nicht alle Schüler das neuste Gerät anschaffen können.

 

Des Weiteren befürchten sie, dass die Schüler ihre Medien anderweitig benutzen und dadurch abgelenkt werden.

 

„Die Medienkompetenz der Schüler beschränkt sich zu einem großen Teil auf das suchen, finden und schauen von Youtube-Videos bzw. Amazon-Serien.

 

Medienkompetenz wird nicht bloß dadurch erworben, dass man den Schülern mehr Zeit und Gelegenheit gibt diese Medien zu benutzen. Die ganze Debatte fängt am völlig falschen Ende an“, ist die Meinung eines Lehrers.

 

Als Vorteil finden sie besonders, dass eine individuelle Förderung dadurch einfacher wäre und falls der Lehrer eine beratende Funktion übernehmen sollte, könnte er so besser auf die schlechteren Schüler eingehen.

 

Die Mehrheit der Lehrer ist für eine Freischaltung der eigenen Medien im Unterricht, oder zumindest für eine teilweise Nutzung. Außerdem sollen die Schüler eine verantwortungsvollen Umgang mit allen Medien erlernen, so meint ein Lehrer: „Die Jugend heute hat einen positiven Zugang zu den Medien und soll einen verantwortungsvollen Umgang mit allen Medien erlernen“.

 

Alles in einem kann man sagen, dass die Lehrer ziemlich einheitlich gegen eine Einführung der Lernmethode „Lernen ohne Lehrer“ sind. 



Projektgruppe "Lernen ohne Lehrer"